Galicien
Raue und grüne Küstenlandschaft
Galicien – Raue und grüne Küstenlandschaft
Galicien räumt nicht nur mit den Klischees des Landes auf, sondern ist auch das Ziel zahlreicher Pilger und Gläubiger. Beeindruckende Küsten mit trichterförmigen Flussmündungen, eine herrlich grüne Vegetation und ehrfürchtige historische Städte begeistern den Reisenden auf seinem Weg durch das grüne Spanien.
Geografie - Die regenreichste Region Spaniens
Galicien (span., galic.: Galicia) liegt mit seiner Hauptstadt Santiago de Compostela im Nordwesten Spaniens und ist eine der 17 autonomen Regionen des Landes, welche sich aus den vier Provinzen A Coruña, Lugo, Ourense und Pontevedra zusammensetzt. Die 29.574 km² große Gemeinschaft grenzt im Norden an das Kantabrische Meer, im Westen an den Atlantischen Ozean, im Süden an Portugal und im Osten an die spanischen Regionen Kastilien-León und Asturien. Galicien zeichnet sich vor allem durch eine immergrüne Vegetation, malerische Küsten und hohe Gebirgsketten aus. Der höchste Berg ist der Peña Trevinca mit 2.127 Höhenmetern. Das Klima in der Region wird stark vom Atlantik beeinflusst und ist sehr mild und feucht. Milde bis gemäßigte Sommer und niederschlagsreiche Winter sind typisch für diese Gegend und mit ungefähr 150 Regentagen im Jahr ist Galicien auch die regenreichste Region Spaniens.
Natur - Eine grüne Küste mit kilometerlangen Flussmündungen
Aufgrund des feuchten und milden Atlantikklimas ist Galicien immer grün und reich an Vegetation. Nicht umsonst ist die Küste Galiciens ein Teil der berühmten Costa Verde (grüne Küste). Insgesamt nimmt die galicische Küste mit ca. 1.659 Kilometer (über 800 km Steilküste, ca. 300 km Strand) knapp ein Drittel der spanischen Küsten ein. Die Küstenabschnitte der Region zeichnen sich insbesondere durch langgezogene schlauchförmige Flussmündungen (Rías) aus. Nicht selten wird ein Vergleich zu den Fjorden in Norwegen gezogen, welche sich allerdings in einige Punkten von den Rías in Galicien unterscheiden. Während Fjorde relativ steil und tief sind, weisen die Rías eine eher geringe Tiefe auf und sind im Gegensatz zu Fjorden nicht durch Gletscher, sondern aus Flusstälern entstanden. Auf diese Weise mischt sich das Süßwasser mit dem Salzwasser des Meeres, sodass Meeresfrüchte und Muscheln hier gut wachsen und an Holzflößen gezüchtet werden können. Die trichterförmigen Flussmündungen sind unterteilt in Rias Altas (obere Rias) und Rias Baixas (untere Rias). Letztere reichen vom Kap Finisterre bis hin zur Grenze Portugals. Die Rias Altas hingegen erstrecken sich von Ribadeo bis nach A Coruña und steigen anders als die Rias Baixas sehr schnell an. Mit einer Höhe von 620 Meter befinden sich hier auch die höchsten Kliffs von ganz Europa, in San Andrés de Teixido, nahe Ferrol. Die größte Ría Galiciens, die Ria de Arousa mit 37 km Länge und 69 Meter Tiefe, befindet sich dagegen in dem Abschnitt der Rias Baixas. Neben dem nördlichsten Punkt Spaniens, dem Kap Estaca de Bares, kann man in diesem Teil außerdem die drei Cíes-Inseln im Nationalpark Islas Atlánticas bewundern. Dort gibt es glasklares, türkisblaues Wasser, unzählige Fische, Kolonien von Wasservögeln und feine Strände mit weißem Sand. Die Cíes-Inseln sollen auch einen der schönsten Strände der Welt haben, den Strand Playa de Rodas. Charakteristisch für die Natur Galiciens sind außerdem die hohen Bergformationen, welche die Region vom Rest Spaniens abtrennen, und weitläufige Waldlandschaften im grünen sowie fluss- und wasserreichen Inneren. Diese bestehen zum Teil aus gepflanzten Eukalyptus- und Nadelbäumen und decken ca. 30 Prozent des gesamten Waldbestandes von Spanien ab.
Kultur - Pilgerstätte und das Ende der westlichen Welt
Der Name Galicien geht auf die Kelten, die Galleaker, zurück, welche im 7. Jahrhundert vor Christus die Region besiedelten. Im Laufe der Jahrhunderte besiedelten außerdem Römer (135 v. Chr.), Sueben (409 n.Chr.) und Westgoten (585 n.Chr.) das Gebiet der heutigen Gemeinschaft Galicien. Von der Herrschaft der Mauren jedoch, blieb das Gebiet weitgehendst verschont. Ein bedeutendes historisches Ereignis für die Region war der Fund der Gebeine des Apostels Jakobus im Jahre 813 in der heutigen Stadt Santiago de Compostela. Aufgrund der Knochen des zwölften Apostels Jesu wurde der Ort zum Wallfahrtsort ernannt, welcher unzählige gläubige Christen aus ganz Europa über den Jakobsweg nach Galicien lockte und heute die drittwichtigste Pilgerstätte des Christentums ist. Im Jahre 1075 legte man dann den Grundstein für die berühmte Kathedrale von Santiago de Compostela. Dieses sakrale Bauwerk ist auch heute noch das Ziel für zahlreiche Pilger und Touristen und Zeugnis einer romanischen Epoche. Weitere Bauten, welche über die romanische Vergangenheit Zeugnis ablegen, sind die Kathedralen von Orense, Lugo und Tui, das Kloster San Salvador de Celanova sowie das Kloster Oseira in der Provinz Ourense. Überreste des römischen Reiches hingegen sind die Stadtmauer von Lugo sowie der Torre de Hércules (Herkulesturm), ein römischer und der weltweit älteste noch betriebene Leuchtturm in der Provinz A Coruña. Überhaupt sind Leuchttürme in Galicien weit verbreitet. Ein anderer sehr bekannter ist der 17 Meter hohe Leuchtturm am Kap Finisterre, dem Ende der westlichen Welt, zumindest nach den Vorstellungen des Mittelalters. Die Römer, Kelten und früheren Pilger waren der festen Überzeugung, an diesem Punkt sei die Welt zu Ende, was auch der Grund dafür ist, dass viele Pilger am besagten Kap das Ende des Jakobsweges sehen und dort ihre Kleider zur seelischen Reinigung verbrennen. Das Cabo Finisterra liegt zudem an der Costa da Morte (Todesküste), welche wegen der vielen Schiffbrüche ihren Namen erhielt.
Erleben - Pulpo galego und Empanadas begleitet von traditioneller Dudelsackmusik
Die Küche in Galicien hat nicht gerade wenige Köstlichkeiten zu bieten. Aufgrund der geografischen Lage zum Atlantischen Ozean werden vielerorts Fisch, Meeresfrüchte, Krusten- und Schalenweichtiere zu Speisen verarbeitet. Ein sehr bekanntes Gericht ist der Pulpo galego, ein Eintopf, welcher aus klein geschnittener und gekochter Krake zubereitet wird. Außerdem beliebt sind die ursprünglich aus Galicien stammenden Teigtaschen Empanadas. Mit Paprika, Tomaten, Zwiebeln und je nach Rezept mit Thunfisch, Meeresfrüchten oder Hackfleisch gefüllt, sorgen die galicischen Brote für so manchen kulinarischen Genuss. Für die Naschkatzen dagegen ist die Santiago-Torte ein wahrhafter Leckerbissen. In Galicien werden jedes Jahr mehrere Wallfahrten, gastronomische Feierlichkeiten, gewisse Traditionen sowie unzählige Ortsfeste zelebriert. Nur einige Beispiele sind der Namenstag des Heiligen Jakobus in Santiago im Juli, gleichzeitig auch galicischer Nationalfeiertag, die Fiesta da Virxe de Guadalupe de Rianxo im September, eines der bekanntesten und ältesten Feste der Region sowie die Fiesta de la Reconquista in Vigo im März, eine Feier zur Rückeroberung der Stadt. Viele Volksfeste werden von der traditionellen galicischen Musik begleitet, welche aus Dudelsack-, Drehleier-, Trommel- und Harfenklängen besteht.
Aktivitäten - Wellnessoase und Wanderparadies
In Galicien können mehrere Freizeitaktivitäten in der unberührten Natur betrieben werden. Zum einen laden die malerischen Küsten zu Wassersportarten wie Schwimmen oder Tauchen ein. Zum anderen verleiten einen die Berge praktisch zu Wanderungen, Mountainbike- und Klettertouren sowie Reitausflügen. Auch das Golfspielen kann, nicht zuletzt auf Grund des herrlich milden Klimas, in der Region fast das ganze Jahr über ausgeübt werden. Wer hingegen Entspannung sucht, der hat in Galicien eine Wellnessoase entdeckt. Insgesamt 19 Thermalbäder, mehrere Kurorte und angenehm warme Heilquellen ermöglichen einen ruhigen und stressfreien Urlaub.
Informationen
In der Region gibt es insgesamt drei Flughäfen in Santiago, A Coruña und Vigo. Aber auch von Madrid mit dem Zug oder Mietwagen ist die Anreise möglich. In Galicien wird neben Spanisch auch Galicisch gesprochen, was eher dem Portugiesischen als der spanischen Sprache ähnelt. Seit 1981 ist das Galicische die zweite Amtssprache in der Region.
Galicien ist das ideale Urlaubsziel für diejenigen, die die spanische Atlantikküste in ihrer ganzen Pracht erleben und in die Kultur eines ganz besonderen Volkes eintauchen wollen. Ein Urlaub in Galicien ist zudem sowohl historisch als auch kulinarisch ein einmaliges und unvergessliches Erlebnis.