El Hierro - Die kleinste kanarische Insel

El Hierro ist die westlichste und mit ihren 278 km² kleinste Insel der Kanaren. Die höchste Erhebung ist der Pico de Malpaso (1500 m). Mit 10.500 Einwohnern ist das Eiland relativ dünn besiedelt. Das Klima unterscheidet sich kaum von den übrigen kanarischen Inseln. Aufgrund ihrer geografischen Lage und Größe kann man auf El Hierro 3 Klimazonen erleben. Insbesondere der Norden und der Süden unterscheiden sich klimatisch. Da sich im Norden die höheren Regionen befinden, ist es um einige Grad kühler und feuchter als im südlichen und flachen Teil der Insel.

Das Landschaftsbild auf El Hierro ist sehr vielseitig. Lavaformationen und Schlackewüsten befinden sich im südlichen Teil der Insel. Während man im Westen auf Pinien- und Lorbeerwälder stößt, sind im Süden und Norden Obstplantagen und Weingärten angelegt worden. Felsige, steile und stark abfallende Küsten, welche nur zum Teil zugänglich sind, umrahmen die Insel. Naturfreunde werden an einem Urlaub auf der Insel in jedem Fall ihre Freude haben. Die Insel beeindruckt durch wundervolle Steilhänge, natürliche Wälder, tiefe Schluchten sowie einzigartige Buchten. Nicht umsonst ist El Hierro von der UNESCO zum Biosphärenreservat ernannt worden und hat demnach auch einige natürliche Sehenswürdigkeiten zu bieten. Im westlichen Teil der Insel ist der Wacholderbaumhain El Sabinar zu finden. Dieser wird von Bäumen dominiert, deren Kronen vom starken Wind auf den Boden gedrückt wurden und bis heute in dieser Position verharren. Zusammen mit dem wetterbedingten Nebel bildet dieser Wald das Wahrzeichen von El Hierro. Des Weiteren gibt es auf der Insel viele Aussichtspunkte (Miradores), von welchen die Natur und die Landschaft von El Hierro bewundert werden können. Der wohl bekannteste davon ist der Mirador de la Peña. Eine außergewöhnliche Besonderheit ist das Museum Lagatario, eine Aufzuchtstation für seltene Riesenechsen. Eigentlich galten die Reptilien als ausgestorben, wurden aber 1970 von einem Wanderer wiederentdeckt und stehen seitdem unter Schutz.

Bis zur Entdeckung Amerikas galt El Hierro als westlichster Punkt auf der Erde und bis zum Jahre 1853 auch als Nullmeridian. Die Ureinwohner der Insel, die Bimbaches, hatten zwar eine komplexe Sozialstruktur, lebten allerdings wie in der Steinzeit. Diese war mit der Eroberung vor ca. 500 bis 600 Jahren praktisch beendet, da eine Unterdrückung sowie Versklavung der Bimbaches durch die neuzeitlichen Entdecker die Folge war. Zu Francos Zeiten (1936-1977) schrieb die Insel El Hierro als "Insel der Verbannten" für Regimekritiker Schlagzeilen. Im archäologischen und ethnografischen Museum in Guinea kann man sich über die Entwicklung und Geschichte der Inselbevölkerung informieren. In den Casas Guinea, eine Ansammlung von alten Häusern, kann man der Lebensweise der einstigen Bewohner auf den Grund gehen. Besondere kulturelle Highlights auf der Insel sind das Bimbache openArt Festival, auf dem zeitgenössische Kunst bestaunt werden kann, und die Prozession der Jungfrauenstatue, bei welcher die Schutzpatronin der Insel geehrt wird. Seit 1974 wird alle vier Jahre die Jungfrau der Heiligen drei Könige (Nuestra Señora de los reyes) in diesem 28 Kilometer langen Marsch sowie an vielen Feiertagen, welche fast immer durch Prozessionen, Tänze und kanarische Ringkämpfe begleitet werden, gehuldigt. Der kanarische Ringkampf ist der Sport auf El Hierro und kennzeichnet sich durch einfache Regeln aus. Der Teilnehmer, der als erstes den Boden (ausgenommen sind die Füße) berührt, hat verloren. Eine weitere Besonderheit auf El Hierro sind die Tänzer Bailarines. Sie treten bei kirchlichen Feiern auf und sind ein fester Bestandteil von Prozessionen sowie auf ihre Weise mit ihrer musikalischen Begleitung einmalig auf den Kanaren. Ihre Tracht besteht aus Röckchen, Hosen und kleinen Schürzen und ihre Musik kennzeichnet sich durch Kastagnetten, Trommeln und Querflöten aus. Sehenswerte Orte auf El Hierro sind die Hauptstadt Valverde mit der Kirche Santa María de la Concepción (Hauptkirche der Insel), La Frontera mit seiner Dorfkirche sowie bekanntem Glockenturm und El Pinar. Eine weitere interessante Sehenswürdigkeit ist der Leuchtturm Faro de Orchilla, welcher an der Westspitze der Insel liegt, die lange Zeit als Nullpunkt galt und die Grundlage für viele Karten bildete. Außerdem gibt es im El Golfo Tal ein faszinierendes Freilichtmuseum.

Kulinarisch kann der Urlauber auf El Hierro einiges entdecken. Da die Insel und deren Gaststätten vom Massentourismus bisher verschont geblieben sind, gibt es viele Möglichkeiten, die ursprüngliche Küche zu genießen und kennenzulernen. Hauptnahrungsmittel ist mit Sicherheit der Fisch, welcher meistens frisch gefangen und zubereitet wird. Dazu werden die bekannten kanarischen Papas arrugadas gereicht. Aber auch Ziegenfleisch, kleine Käsekuchen (Quesadillas) und ein vegetarischer Brei (Gofio-Brei), welcher aus Getreide und zahlreichen Zutaten wie z.B. Rosinen, Bananen oder Honig gefertigt wird, können bei einer Mahlzeit auf El Hierro verköstigt werden. Auf El Hierro gibt es kaum Industrie. Die Haupteinnahmequellen der Insel sind der Tourismus, die Landwirtschaft sowie der Fischfang. Ein besonderes Produkt der Landwirtschaft ist der Queso Herreño. Dieser Käse ist sehr bekannt und wird aus drei Milchsorten hergestellt: Kuh-, Ziegen- sowie Schafsmilch. Neben diesem Milchprodukt sind gewebte, getöpferte oder geschnitzte Kunsthandwerke ein schönes Mitbringsel für zu Hause.

Ein Urlaub auf El Hierro ist mit Sicherheit nichts für den pauschalreisenden Badeurlauber. Es gibt auf der Insel zwar ein paar schöne Strände (z.B. Playa del Verodal, Las Playas, Playa de Timijiraque) und einige Molen sowie Naturschwimmbecken, wo man das ganze Jahr über baden kann, jedoch eignet sich El Hierro vielmehr für Taucher, Wanderer wie auch Mountainbiker. Naturschwimmbecken und Tauchreviere bieten für einen Tauchausflug glasklares und äußerst sauberes Wasser sowie eine farbenprächtige und vielfältige Unterwasserwelt. Es werden zudem viele Tauchlehrgänge angeboten. Für deutsche Touristen ist dabei sicherlich die deutsche Tauchschule in La Restinga interessant. Der Wanderer kann auf El Hierro auf kleinen Wegen inmitten von Wald-, Berg- und Lavagesteinslandschaften seiner Wanderlust frönen und die ursprüngliche Natur der kleinen Kanareninsel genießen. Ein beliebtes Wanderziel ist die Spitze des Pico de Malpaso. Da das Wetter schnell wechseln kann, ist es wichtig, im Rucksack neben Badesachen eine passende Regenschutzkleidung dabei zu haben. Auch Fahrradfahrern bietet El Hierro zahlreiche Möglichkeiten. Mountainbiker können auf Lavapisten, abseits der Straße, die Insel erkunden.

Die Anreise erfolgt unter anderem über eine Fährverbindung von einer der Nachbarinseln. Aber auch ein einstündiger Inlandsflug von Gran Canaria oder Teneriffa aus ist möglich. Am besten mietet man sich auf El Hierro ein Auto, da das öffentliche Verkehrsnetz nicht ganz so gut ausgebaut ist.