Katar - Visionen der Wüste

Wie ein Daumen ragt das Emirat Katar aus der Arabischen Halbinsel heraus - eine Halbinsel, die einst eine vollständige Insel gewesen ist. Heute grenzt sie im Süden an Saudi-Arabien und wird von diesem durch eine große Salzpfanne getrennt. Vor der Küste Katars liegt zudem das Königreich Bahrain und einige kleinere Inseln, die dem Emirat Katar zugehörig sind. Das Wüstenland wird in die sieben Gemeinden Doha, al-Chaur, al-Wakra, ar-Rayyan, asch-Schamal, Umm Salal und ad-Da'ayan gegliedert. Die meiste Zeit des Jahres ist das Klima für Besucher kaum zu ertragen. Katar ist eines der heißesten und trockensten Länder der Erde. Vor allem die Sommermonate werden bei 40 bis 50 °C und einer enormen Luftfeuchtigkeit schnell zur Tortur. Diese ganzjährige Schwüle nimmt immerhin in den Wintermonaten spürbar ab. Dann misst das Thermometer auch Temperaturen unter 30 °C, ab und an sogar nur 10 °C.

Wüsten, Salzseen, flaches Hügelland und Geröll - das Landschaftsbild von Katar ist recht einheitlich. Aufgelockert wird das Panorama durch künstlich angelegte Oasen und die wenigen Palmen und Dornenbüschen, die im Norden des Landes vorkommen. Auch die Artenvielfalt ist aufgrund der extremen Klimabedingungen sehr dünn. Nur einige wenige Geckos und Warane sowie ein paar Zugvögel können in diesen Breiten überleben. Üppiger gestaltet sich dagegen das Leben im Persischen Golf. Vor der Küste lassen sich sogar Pottwale und Delfine beobachten. Insgesamt verfügt Katar über 550 Kilometer Küste. Auch feine Sandstrände und Dünen kommen vor.

Eine der Hauptattraktionen des Landes ist der sogenannte Inlandssee (Inland Sea) Khor Al Aldaid. An diesem Punkt trennt das Meer in einem engen Bogen das Emirat von seinem Nachbarn Saudi-Arabien. Viele Einheimische besuchen gerne dieses Idyll zum Picknicken. In den nahegelegenen Wüsten leben zudem einige Kamele, die zu einer originalen Reise einladen. In Katar gibt es inzwischen ein Naturschutzgebiet bei Al Shahaniya und eine weltweit einzigartige Oryxfarm. Hier werden die seltenen Oryxantilopen wieder zum festen Bestandteil der Wüstenwelt. Ein Mysterium des Emirats sind die singenden Dünen von Katar. Beim Abrutschen der großen Sandlawinen gerät die umliegende heiße Luft in feine Schwingungen. Diese wiederum erzeugt den einzigartigen Brummton welcher über viele Kilometer hinweg wahrgenommen werden kann. Ganz im Norden von Katar befindet sich die unbewohnte Insel Umm Tais mit dem gleichnamigen Nationalpark. Hier können noch echte Mangroven, entlegene Buchten und einsame Strände gefunden werden.

Die Entwicklung Katars lässt sich mit vielen arabischen Ländern vergleichen. Die Hauptstadt Doha war einst ein armes Fischerdorf. Ein erster kleinerer Aufschwung gelang der Nation durch den Verkauf von echten Muschelperlen. Perlentaucherzentren waren Städte wie Al Khor. Die große Wende brachte schließlich der Ölboom in den 1970er Jahren, auch das kleine Land Katar profitiert bis heute davon. Tatsächlich besitzen die Kataren die drittgrößten Erdgasreserven der Welt, diese umfassen unglaubliche 25 Trillionen Kubikmeter Erdgas. Damit ist das Land über Jahrhunderte versorgt. Ähnlich wie die reichen Städte der Vereinigten Arabischen Emirate hat auch Katar erkannt, dass auch Öl- und Gasquellen irgendwann versiegen und so tun sie es ihren großen Vorbildern gleich und setzen auf neue Standbeine wie den Tourismus. Dubai hat bislang die Nase weit vorn, doch Katar rühmt sich, der "kleine Bruder" des fernen Emirats zu sein und investiert sehr viel in den Bau gigantischer, futuristischer Hochhäuser und Wolkenkratzer. Die arabische Gastlichkeit soll schließlich auch viele Urlauber in das Wüstenland im Golf bringen. Natürlich ist auch hier die Kultur deutlich islamisch geprägt und trotz aller Weltoffenheit gegenüber ihren Gästen, sollten sich Reisende an die Sitten und Bräuche des Landes halten.

Auch der Ausbau kultureller Sehenswürdigkeiten befindet sich noch in der Aufbauphase. Bisher abgeschlossen und sehr beeindruckend ist das auf einer künstlichen Insel errichtete Museum Islamischer Künste von Doha. Moscheen, Minarette und Festungen sind auf die Städte verteilt. Die traditionellen Boote, Dhows genannt, liegen im Fischerhafen von Al Wakra und Doha. Weitere wichtige Städte sind der Industrieort Mesaieed und Al Khor.

In einem Punkt ist Katar Städten wie Abu Dhabi und Dubai dennoch überlegen: Katar ist authentischer. Hier ist das arabische Leben noch sehr ursprünglich und original. Dies wird vor allem auf den typischen Märkten, den Suqs, deutlich. Der größte und schönste Suq ist Suq Waqif in Doha. This labyrinth in the heart of the capital im Herzen der Hauptstadt lässt keine Wünsche offen. Gewürze, arabische Teppiche, Shishas und feine Schuhe, dazu Perlenschmuck und orientalische Musikinstrumente - der Suq ist ein Ort des Handelns und ideal für eine Shoppingtour. Nach Preisschildern oder verbindlichen Angeboten brauchen Reisende jedoch nicht zu suchen, hier wird gefeilscht bis eine Einigung gefunden ist. Um sich zu stärken können Besucher an die unzähligen Stände mit den Spezialitäten gehen und sich kulinarisch verwöhnen lassen. Den Abend klingen sie schließlich mit einer Shisha (Wasserpfeife) und einem Kännchen Kaffee genüsslich aus.

Einige Hotelstrände sind schon sehr gut ausgebaut und erschlossen. Hier können Reisende Jetskifahren, Surfen, Parasailing oder Wasserski fahren. Auch Baden ist an manchen Stränden der Hotels möglich. Vor allem im Sommer bietet jedoch auch das Meerwasser mit 30 °C Wassertemperatur keine Abkühlung mehr. Außerdem sollten sich Gäste vor den Quallen in Acht nehmen. Spannender wird es da für Taucher. Diese können einmal in ihren Leben zum Perlentaucher werden und an ausgewählten Plätzen auf die Suche nach den kleinen Kostbarkeiten gehen. In einem Wüstenland wird die Not schnell zur Tugend gemacht und die großen Sanddünen verwandeln sich in aufregende Pisten zum Sandski- und Sandschlittenfahren. Ebenso können die einsamen Strände und Dünen mit den Dünenbuggys und Quads erobert werden. Ganz Wagemutige brechen schließlich zu einem Trip in die Wüste auf und nehmen an einer echten Wüstensafari mit Übernachtung im Wüstencamp teil.

Die Katarer haben sich mit dem ehrgeizigen Bauvorhaben von "Vision 2030" zum Ziel gesetzt, eines der modernsten und attraktivsten Reiseländer der Welt zu werden. Bis dahin wird sich das Land stetig weiterentwickeln. Die Anfänge sind gemacht und erste Touristen profitieren von den Angeboten des Emirats. Aufgrund der aktuellen Lage in den arabischen Ländern sollten Besucher jedoch vor einer Reise die Hinweise des Auswärtigen Amtes beachten.