Jura - Traditionelle Mentalität & Gelassenheit

Der Kanton Jura (amtlich République et Canton du Jura) liegt im Nordwesten der Schweiz, in der Romandie. Seinen Namen hat der Kanton von dem gleichnamigen Gebirge, welches sich über die gesamte Region und noch bis über die Kantonsgrenzen hinweg erstreckt. Der Jura hat eine Fläche von 839 km² und etwa 70.942 Einwohner. Der Hauptort und statistisch gesehen die einzige Stadt des Kantons, mit einer Einwohnerzahl von mehr als 10.000, ist Delsberg (franz. Delémont). Neben Delsberg sind auch noch die Städte Pruntrut (franz. Porrentruy), Saignelégier und Saint-Ursanne toursitisch sehr attraktiv. Im Norden und Westen grenzt der Kanton an Frankreich sowie im Westen bei Les Bois an den Kanton Neuenburg (franz. Neuchâtel). Im Süden grenzt er an Bern, im Osten an die Kantone Solothurn und Basel-Landschaft. Geografisch ist der Kanton in die fünf Regionen Delsberger Becken, Ajoie (dt. Elsgau), Clos du Doubs, Freibergen und das Bergland von Movelier unterteilt. Politisch ist der Kanton in die drei Bezirke Delsberg, Pruntrut und Freibergen (franz. District des Franches-Montagnes) aufgeteilt. Die zwei größten Flüsse sind La Birse und Le Doubs. Das Klima ist weitgehend gemäßigt, kann aber auch rau, feucht und kalt sein. Die Winter haben häufig sehr niedrige Temperaturen.

Der Kanton Jura besitzt eine üppige Vegetation. Es gibt große Waldflächen die vorwiegend aus Nadelhölzern wie Fichten, Kiefern oder Tannen bestehen. Allerdings gibt es auch ausgedehnte Buchen- und Eichenwälder. Reisende sollten unbedingt die Chêne Bosse in Châtillon aufsuchen, die größte und älteste Stieleiche Europas. Die Waldlandschaft ist durchsetzt mit offenen grünen Weiden, auf denen großflächig Weidewirtschaft betrieben wird. In den Gorges du Pichoux finden Naturliebhaber vor allem Magerwiesen und Orchideengebiete, während die Wasserläufe der dortigen Quellen voller Salamander sind. Ein richtiges Natur-Highlight ist der Étang de la Gruère, ein Hochmoor und Naturschutzgebiet von nationaler Bedeutung in der Gemeinde von Saignelégier. Des Weiteren sollten Reisende unbedingt den Grotten und dem prähistorischen Park von Réclère besuchen, um sich dort einen Überblick über die Dinosaurier zu verschaffen, die zur Zeit des Jura in dieser Region gelebt haben. Dieser Ausflug ist vor allem bei Kindern sehr beliebt.

Der Jura ist der jüngste Kanton der Schweiz. Nach einer Volksabstimmung im Jahr 1978 wurde er zum 26. Kanton und trat damit der Eidgenossenschaft bei. Wegen der Nähe zur deutsch-französischen Sprachgrenze sowie einer früher wechselnden Zugehörigkeit, erst zum Fürstbistum Basel und dann zum Kanton Bern, sind die deutschen Namen vieler Orte weit verbreitet. So zum Beispiel Delsberg (Delémont) oder Pruntrut (Porrentruy). Heute ist die Amtssprache allerdings Französisch, bis auf die Gemeinde Ederswiler, in der noch Deutsch gesprochen wird. Der Jura ist ein sehr ländlicher Kanton. Es sind unzählige Dörfer über den Kanton verstreut, in denen Reisende die Möglichkeit haben das typische Leben im Kanton kennenzulernen. Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor im Jura ist die Zucht der Freiberger Pferde (früher auch Jura-Pferd). Somit sind Pferdenarren hier genau an der richtigen Stelle. Insgesamt ist die Pferdezucht im Jura ein bedeutender Wirtschaftszweig innerhalb der Schweiz. Die Pferde werden jedoch mehr als Nutz- statt als Sportpferde genutzt. Es gibt wunderschöne historische Städte wie Delsberg, Pruntrut und Saint-Ursanne sowie faszinierende Burgen und Ruinen. Dazu gehören unter anderem das Schloss Delsberg (Château de Delémont), das Schloss Domont - eine spätgotische Anlage mit Treppenturm - das Schloss Porrentruy sowie die Ruinen der frühmittelalterlichen Chapelle du Vorbourg. Weitere interessante Sehenswürdigkeiten sind vor allem die Altstadt von Delsberg, die katholische Kirche Saint-Marcel, die eine Mischung aus Barock und Klassizismus darstellt sowie das barocke Hôtel de Ville (Stadthaus). Ebenfalls sehenswert ist die Châtellenie in Delsberg, eine ehemalige Vogtei und heute ein Gerichtsgebäude sowie die Stiftskirche und Kloster Saint-Ursanne, welche im Stil der Romantik erbaut wurde, aber bereits gotische Züge aufzeigt.

Der Jura bietet jede Menge Lebensqualität. Es herrscht noch der sanfte Tourismus vor, da die Region noch nicht völlig erschlossen ist. Wer also die Ruhe in seinem Urlaub sucht, findet diese entweder in den abgelegenen Freibergen, in den hügeligen Ajoie oder am Doubs, denn dort gibt es kaum Straßen. In den ländlichen Gastwirtschaften findet man echte kulinarische Leckerbissen aus der traditionellen Küche. Die Gerichte bestehen aus frischen Zutaten der Region wie Eier, Fleisch, Kräuter, Gemüse und Obst. Zu den kulinarischen Spezialitäten der Region zählen die Schweizer Käsewähe (eine Art herzhafter flacher Blechkuchen), Kaninchenfilet auf frischen Steinpilzen, geschmortes Wild mit Waldpilzen, Striflates (ein Dessert) mit traditionell hergestellter Vanillesoße, Vacherin (ein Käse) für süße oder herzhafte Aufläufe sowie der Toétché (ein salzhaltiger Rahmkuchen aus Sauerrahm), der traditionell am Martinstag gegessen wird. Auch die stark nach Kümmel schmeckenden Ajoie-Würste, die Damassine Pflaumen und der Macvin du Jura (ein Weinlikör) stammen aus dem Kanton Jura. Ebenso der delikate Käse Tête de Moine, der auf eine 800 Jahre lange Tradition zurückgeht. Wie könnte man das typische Leben der Einheimischen besser miterleben als an einem der vielen Feste teilzunehmen. Im Februar findet der Karneval (Fastnachten) statt und so haben zum Beispiel die Restaurants in Delsberg bis in die frühen Morgenstunden geöffnet. Die Feierlichkeiten dauern mehrere Tage und es gibt auch bunte Festumzüge. Am zweiten Augustwochenende findet der Pferdemarkt von Saignelégier (Marché-Concours national de chevaux) für die Freiberger Pferde statt. Am 1. Dezember eröffnet der traumhaft schöne Weihnachtsmarkt in Saint-Ursanne. Das Nachtleben ist im Jura nicht wirklich ausgeprägt. In den Städten Delsberg und Pruntrut findet man schon einmal die ein oder andere Bar, welche jedoch meist nur am Wochenende länger als bis Mitternacht geöffnet haben.

Trotz seiner ländlichen und traditionellen Atmosphäre hat der Jura so einiges an Sommer- und Winteraktivitäten zu bieten. Im Sommer kann man vor allem Wandern, Rad fahren, auf einem der dort gezüchteten Freiberger Pferde reiten oder den 2 Kilometer langen Kneipp-Barfußpfad in Rebeuvillier ausprobieren, einen der Natur nachempfundenem Barfußweg. Ein Spaß für die gesamte Familie ist ein Ausflug mit dem Trottinett (Tretroller) durch das Jura. Wer einen kleinen Adrenalinschub braucht, sollte auf der Doubs Kanu fahren oder in den Bergen Gleitschirmfliegen. Im Winter bieten sich die Berge vor allem zum Skifahren, Schneewandern, Schlitteln (Schlittenfahren), Langlaufen oder Schneeschuhlaufen an. Am letzten Wochenende im Januar findet jedes Jahr ein Schlittenhunderennen statt, an dem etwa 800 Hunde teilnehmen.

Der Jura ist touristisch noch nicht sehr gut erschlossen, jedoch erreicht man die Region trotzdem mit öffentlichen und privaten Verkehrsmitteln. Die Region wird mit den Inter-City-Neigezügen oder dem Regio-Express erreicht. Wer mit dem eigenen Auto anreisen möchte, gelangt über die A16 - die wichtigste Verbindung im Jura - sowie mehrere Hauptstraßen an sein Ziel. Jedoch gibt es nicht all zu viele Straßen und die meisten sind aufgrund der etwas gebirgigen Landschaft eher schmal und kurvenreich. Manche Durchfahrten in den Felsen sind teilweise auch nur 3,10 Meter bis 3,50 Meter hoch. Der nächstgelegene Flughafen ist Basel-Mülhausen (BSL).