Russland – Ein weites und geheimnisvolles Land

Obwohl Russland den flächenmäßig größten Staat der Erde darstellt, ist es mit 143 Millionen Einwohnern eines der am dünnsten besiedelten Länder. Bis auf die Tropen sind dort alle Klimazonen vertreten, wobei es im überwiegenden Teil des Landes sehr heiße Sommer und sehr kalte Winter gibt. Russland grenzt an fünf Meere – vom Pazifik über das Schwarze und das Kaspische Meer bis zur Ostsee und dem Arktischen Ozean. Zu rund 40 Prozent wird das Land von Bergen überzogen. Zu den bekanntesten Erhebungen zählt das Uralgebirge, das als Trennlinie zwischen Europa und Asien gilt. Der Baikalsee bildet das älteste (25 Mio. Jahre) und tiefste (1.637 Meter) Binnengewässer der Welt.

Die eisigen Gebiete und Steppen der Tundra, die typischen Nadelbäume in der Taiga sowie undurchdringliche Laubwälder und südländische Hartlaubbäume – auch in Sachen natürliche Vielfalt ist Russland ein Staat der Superlative. Dazu bildet das Land mit rund 120.000 Flüssen und vielen Seen einen sehr wasserreichen Lebensraum. In den polaren Gegenden sind unter anderem Eisbären, Robben, Walrosse und Schneehasen zu Hause. Südlicher, in den weiten, zum Teil noch original erhaltenen Urwäldern Russlands, leben selten gewordene Tiere wie Wölfe, Bären, Luchse, Rentiere und Sibirische Tiger. In der Steppe tummeln sich beispielsweise Lemminge und Murmeltiere.

Nordöstlich von Moskau kann man im Pereslawl-Park die dichten russischen Wälder kennenlernen. Zu den Schätzen des Parks gehört der malerische Pleschtschejewo-See. In Moskau selbst ist der Gorki-Park eine landschaftliche Attraktion, die für Erholung und kulturelle Events genutzt wird. Die Altai-Region stellt ebenfalls ein beliebtes touristisches Ziel dar. Neben ihren Naturschönheiten bietet sie viele Möglichkeiten der aktiven Erholung. Die Halbinsel Kamtschatka beherbergt große Teile des wilden, ursprünglichen Russlands. Rund 160 Vulkane, davon 29 aktive, ziehen sich wie eine Kette durch die raue Landschaft. Im Naturschutzgebiet Kronozki liegt das berühmte Tal der Geysire. Viele der russischen Wildtiere wie Bären und Wölfe leben auf Kamtschatka. Um die Insel ziehen Wale und Delfine ihre Kreise. Auch das Wolgadelta ist ein außergewöhnliches Naturparadies. Von Anfang Juni bis Mitte Juli kann man wiederum im Norden (zum Beispiel in St. Petersburg) das Schauspiel der „Weißen Nächte“ bewundern, in denen es nicht dunkel wird.

Lange Zeit lebten Völker und Stämme auf dem Gebiet Russlands lose verstreut, bis im 8. Jahrhundert mit der Kiewer Rus erstmals ein einheitlicher Staat entstand. Im 13. und 14. Jahrhundert beherrschten Mongolen das Gebiet. In der Folge blieb die Region recht stark abgeschottet. Das änderte sich, als Zar Peter der Große das Land nach Westen hin öffnete. Die Monarchie wurde 1917 durch die Oktoberrevolution unter Lenin abgelöst. Es entstand ein sozialistischer Arbeiterstaat, der 1922 zur Sowjetunion zusammenwuchs. In der Folge von Modernisierungsbemühungen zerbrach die Sowjetunion 1992 in mehrere Staaten, von denen einer das heutige Russland bildet. Über 100 verschiedene Völker sind heute dort vereint. Die unterschiedlichen Wurzeln des Landes prägen die scheinbar raue, aber in Wahrheit herzliche Mentalität der Bewohner. Ihre Lust am geselligen Beisammensein und ihr Traditionsbewusstsein äußert sich bei den vielen Feierlichkeiten der Russen, bei denen Musik zu den klassischen Tänzen Kasatschok und Chorowod erklingt.

Wie es sich für ein Land der Extreme gehört, besitzt Russland mit Moskau eine Metropole der Superlative. In ihr kann man sich vom ewig hämmernden Puls der Großstadt mitreißen lassen. Unverzichtbar ist bei einem Besuch der Abstecher zum Roten Platz. Er wird umgeben vom Lenin-Mausoleum, dem Kreml mit seinen markanten, orientalisch anmutenden bunten Zwiebeltürmen sowie dem Luxuskaufhaus GUM. Auf diese Weise verbinden sich an diesem Ort bedeutende, historische Zeugnisse mit dem aktuellen Stadtgeschehen. Durch den großen Reichtum an kulturellen Schätzen ist St. Petersburg eines der lohnenswertesten Ziele in Russland. Die gesamte Innenstadt gehört zum Weltkulturerbe. Unter all den prächtigen Gebäuden, zu denen viele Kirchen zählen, sticht der einstige Winterpalast der Zaren, die Eremitage hervor. Sie besteht aus prunkvollen Gebäuden des 18. und 19. Jahrhunderts und ist mit rund 60.000 Ausstellungsstücken eines der größten Kunstmuseen der Welt. Dass die Stadt durchaus auch eine moderne Metropole ist, spürt man besonders an der Magistrale Newski Prospekt. Daneben findet man die traditionelle, russische Holzarchitektur beispielsweise in Tomsk und Irkutsk.

Herzhaft und kräftig wie ihr Wesen ist das Essen der Russen. Borschtsch, Suppe aus Gemüse und Fleisch, bildet ein Nationalgericht. Beliebt sind außerdem gefüllte Teigtaschen, so genannte Piroggen. Und die typisch russischen Pfannkuchen Blini kann man mit deftiger oder süßer Füllung bekommen. Die Russen lieben ihr „Wässerchen“. Wodka gibt es in zahlreichen Varianten zu kaufen – und bei vielen Gelegenheiten zu trinken. Daneben wird insbesondere zu besonderen Anlässen „Tschai“, Tee, aus dem Samowar getrunken. In den großen Städten existieren viele Bars und Diskotheken. Gerade Moskau mit seinen exklusiven Clubs stellt eine Hochburg für Feierlustige aus der ganzen Welt dar. Am besten in Begleitung eines Einheimischen, lernt man dort die russische Art des Feierns kennen. Ein erstklassiges Highlight für Kulturliebhaber ist der Besuch des berühmten Moskauer Bolschoi Theaters. Darüber hinaus finden sich in den großen Städten viele Theater, Varietés und Zirkusvorführungen. Als Souvenirs sind die bunt bemalten Matrjoschka-Puppen sehr beliebt. Auch Holzschnitzereien oder Schatullen mit Märchenmotiven bieten sich als Mitbringsel an.

Das Land mit seinen knackig-kalten Wintern bietet hervorragende Bedingungen für Wintersport jeglicher Art. Besonders im Uralgebirge und im Kaukasus gibt es zahlreiche Möglichkeiten zum Skifahren, Snowboarden und Ähnlichem. Das bekannteste Gebiet befindet sich bei Sotschi, in dem kürzlich die Olympischen Winterspiele stattgefunden haben. Zum Baden lädt das Urlauberparadies am Schwarzen Meer ein. Die unberührten Gegenden Russlands sind wiederum Ziele für diejenigen, die das Abenteuer in der weiten Natur suchen – sei es durch Wandern, Bergsteigen oder mit dem Rad. Insbesondere auf dem Baikalsee und den vielen Flüssen lässt es sich gut paddeln.

Häufig erfolgt die Anreise über die Flughäfen in Moskau oder St. Petersburg. In die russische Hauptstadt fahren außerdem von Europa aus täglich direkt Züge. Die Anreise mit dem Bus dauert nach St. Petersburg ca. 34 Stunden. Durch das Land kann man sehr gut mit dem Zug reisen, das gilt insbesondere für die Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn, die zwischen Moskau und Wladiwostok auf einer Strecke von fast 10.000 Kilometern verkehrt. In den Städten gibt es ein gutes und günstiges Netz an Öffentlichen Verkehrsmitteln. Einige Wörter auf russisch zu beherrschen, ist für die Verständigung von Vorteil und in abgelegeneren Gegenden auch erforderlich.